Richard Schmidt
(1866-1939)
Richard Schmidt (29.1.1866 Aschersleben - 15.11.1939 Münster/Westfalen) war von 1898-1910 Privatdozent für Indologie an der Universität Halle und von 1904-1910 Bibliothekar der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft (DMG), nachdem er zuvor schon als deren Bücherwart tätig war. Er studierte an der Universität Halle, seine indologischen Lehrer waren Pischel und Geldner, von ihnen wurde er im Jahre 1890 promoviert. Nachdem er bereits einige Übersetzungen literarischer Text aus dem Sanskrit vorgelegt hatte, habilitierte er sich 1898 in Halle bei Pischel und wurde als Privatdozent der Universität Halle neben Pischel, Zachariae und Hultzsch tätig. Die Vorlesungsverzeichnisse weisen ihn als vielseitig angelegten Hochschullehrer aus. Seine wissenschaftliche Tätigkeit richtete sich v. a. auf das Erstellen zuverlässiger Textausgaben und -übersetzungen von Werken der altindischen Erzählliteratur und auf das Erschließen der Sanskrit-Texte zur Erotologie (Kamasastra). Damit machte er Forschern anderer Disziplinen wichtiges Quellenmaterial zugänglich. Große Verdienste erwarb er sich um die Bibliothek der DMG, u. a. bei der Einarbeitung der Bibliothek Socins. Im Jahre 1910 folgte er einem Ruf an die Universität Münster als Professor der Indologie. Eine wichtige Frucht seiner Münsteraner Zeit sind die Nachträge zum Böhtlingkschen Sanskrit-Wörterbuch in kürzerer Fassung (pw), die die Summe seiner zahlreichen zuvor veröffentlichten Beiträge zur Sanskrit-Lexikographie geben. Schmidts Wesensart, er war von Natur aus ruhig und lebte lieber zurückgezogen, brachte es mit sich, daß uns bis jetzt weder ein Nachruf, eine Gedenkschrift oder eine Bibliographie des bedeutenden Sanskrit-Philologen vorliegt. Sein Nachlaß befindet sich heute an der Universitätsbibliothek in Münster und im Historischen Fundus der jetzigen Fachhochschule Eberswalde.
Verzeichnis ausgewählter Publikationen von Richard Schmidt:
1890: Vier Erzählungen aus der Sukasaptati. Samskrt und Deutsch. Dissertation Halle. Kiel. 1894: Die Sukasaptati (Textus simplicior). Aus dem Sanskrit übersetzt. Kiel.
1897: Das Kamasutram des Vatsyayana. Die indische Ars Amatoria nebst dem vollständigen Kommentare (Jayamangala) des Yasodhara. Aus dem Sanskrit übersetzt. Leipzig (51915; viele Nachdrucke).
1898: Srivara's Kathakautukam. Die Geschichte von Joseph in persisch-indischem Gewande. Sanskrit und Deutsch. Kiel.
1899: Die Sukasaptati (Textus ornatior). Aus dem Sanskrit übersetzt. Stuttgart. 1901: Das Pañcatantram (Textus ornatior). Eine altindische Märchensammlung zum ersten Male übersetzt. Leipzig.
1902: Beiträge zur indischen Erotik. Das Liebesleben des Sanskritvolkes. Nach den Quellen dargestellt. Leipzig.
1907: Fakire und Fakirtum im alten und modernen Indien. Yoga-Lehre und Yoga-Praxis nach den indischen Originalquellen dargestellt. Berlin (21921).
1907: Appayyadiksita's Kuvalayanandakarikas. Ein indisches Kompendium der Redefiguren mit Asadhara's Kommentar (dt.). Berlin.
1923: Der Eintritt in den Wandel in Erleuchtung von Santideva. Ein buddhistisches Lehrgedicht des VII. Jahrhunderts n. Chr. Aus dem Sanskrit übersetzt. Paderborn.
1924: Elementarbuch der Sauraseni mit Vergleichung der Maharastri und Magadhi. Hannover. 1928: Nachträge zum Sanskrit-Wörterbuch in kürzerer Fassung. Leipzig.