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Betty Heimann

(1888-1961)

Betty Heimann (29.3.1888 Wandsbeck bei Hamburg - 19.5.1961 Sirmione am Gardasee) war von 1923-1931 Privatdozent für Indologie an der Universität Halle - am 1.4.1926 erhielt sie einen speziellen Lehrauftrag für indische Philosophie. Am 11.8.1931 wurde sie zum nicht-beamteten außerordentlichen Professor für Indologie der hiesigen Universität ernannt, ein Amt, das ihr am 7.9.1933 aufgrund § 3 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7.4.1933 wieder entzogen wurde, zu einer Zeit, als sie, die als Jüdin schon geraume Zeit verschiedenen Anfeindungen ausgesetzt war, zum Glück schon zu einer lange erkämpften, aber erst durch ein Stipendium aus den USA möglichen Studienreise auf den indischen Subkontinent unterwegs war. Heimann, das vierte Kind einer wohlhabenden jüdischen Bankiersfamilie, hatte an den Universitäten Kiel bei Deussen und Sieg, Göttingen bei Oldenberg, Bonn bei Jacobi und Hamburg bei Konow Indologie studiert. Im Jahre 1919 wurde sie mit einer bei Sieg eingereichten Arbeit über einen Upanisad-Kommentar des Madhva an der Universität Kiel promoviert. Die Habilitation erfolgte am 1.11.1923 bei Hultzsch an der Universität Halle. Die finanzielle Situation der Privatdozentin, die durch ihre lebendige Art der Darstellung großen Zuspruch bei den Studenten hatte, war stets prekär, oft genug mußte sie, um überhaupt überleben zu können, dringend um einmalige Zuwendungen ersuchen. Ein Beamter des preußischen Kultusministeriums stellte dazu lakonisch fest, daß Frau Heimann in der Tat zu der Sorte Mensch gehöre, die "auf Erwerbsarbeit angewiesen" sei. Ihre Vorliebe galt dem Studium der indischen Weltanschauung, die sie in ihrer Eigenart als Produkt der geographisch-klimatischen Verhältnisse Indiens verstand. An der philologischen Arbeit war sie wenig interessiert, was natürlich zu distanzierten Stellungnahmen von Fachkollegen führte. Um ihre Anschauungen zu vertiefen, legte sie großen Wert auf ein persönliches Erleben des indischen Kulturraumes im Zyklus der Jahreszeiten, weshalb sie lange um finanzielle Unterstützung für eine längere Studienreise nach Indien kämpfte. Sie konnte die Reise schließlich antreten, aber aufgrund der politischen Verhältnisse in Deutschland wurde sie zur Emigration - Heimann fand an der University of Ceylon Zuflucht und sollte nie wieder nach Deutschland zurückkehren.

Verzeichnis ausgewählter Publikationen von Betty Heimann:

1922: Madhvas (Anandatirthas) Kommentar zur Kathaka-Upanisad. Sanskrit-Text in Transkription nebst Übersetzung und Noten (Dissertation Kiel 1919). Leipzig.

1922: Die Tiefschlafspekulation der alten Upanisaden, Untersuchungen zur Geschichte des Buddhismus VII. München.

1930: Studien zur Eigenart des indischen Denkens. Tübingen (1964: Übersetzung: Facets of Indian Thought. New York).

1937: Indian and Western Philosophy, London.

1951: The Significance of Prefixes in Sanskrit Philosophical Terminology. London.

Aufsatz: 1925: Zur Struktur des indischen Denkens: Kantstudien 30. Berlin.

Quelle: Personalakte Heimann (Nr. 7469) des Universitätsarchivs der MLU.

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