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Berthold Delbrück

(1842-1922)

Berthold Gustav Gottlieb Delbrück (26.7. 1842 Putbus/Rügen - 3.1.1922 Jena) war von 1867-1870 Dozent für Vergleichende Sprachwissenschaft an der Universität Halle. Nach dem Besuch des Pädagogiums der Franckeschen Stiftungen studierte Delbrück seit 1859 an der Friedrichs-Universität Halle vergleichende Sprachwissenschaft. Neben den Vorlesungen Potts zogen ihn besonders die philosophischen Erdmanns und Hayms an. Nach zwei Jahren ging er nach Berlin zu Bopp, Weber und Steinthal. Im Jahre 1861 bestand er in Halle sein Doktorexamen. Mit seiner Dissertation und den sich daran anschließenden Arbeiten wurde er zum Pionier der vergleichenden Syntax. Zunächst als Lehrer tätig, folgte er 1865 einer Einladung seines Schwiegervaters nach Sankt Petersburg, wo er Böhtlingk kennenlernte. 1866 habilitierte er sich mit einer syntaktischen Untersuchung über den Dativ im Rigveda. In seiner Hallenser Dozentenzeit beschäftigte sich Delbrück vornehmlich mit Fragen der altindischen Syntax. Im Sommer 1870 wurde er als Nachfolger Schleichers und Leskiens an die Universität Jena berufen, zunächst als Extraordinarius, drei Jahre später schließlich als Ordinarius. Er lehnte mehrere Rufe, u. a. auch auf den berühmten Lehrstuhl von Bopp in Berlin, ab, wofür wohl gerade der Kreis seiner Freunde den Ausschlag gab. Zu diesem zählte zuvorderst Böthlingk, mit dem er von 1870-1885 fast täglich über alle Fragen der Sanskrit-Philologie im Austausch stand. Auf ihren Wanderungen in der Umgebung der Stadt, zu denen auch Cappeller und Graßmann hinzustießen, unterhielt man sich mitunter in Sanskrit. Delbrück lehrte in Jena die Fächer Indisch und indogermanische Sprachwissenschaft bis zum Jahre 1912. Er war nicht nur ein hervorragender Gelehrter, sondern als Nationalliberaler auch politisch aktiv. Als er 1887 ihr aussichtsreichster Kandidat für die Wahlen zum Reichstag war, fiel er einer Intrige zum Opfer, was ihn der Politik entfremdete - ein Glück für die Wissenschaft! 1908 wurde er aus Anlaß der 350-Jahrfeier der Universität Jena zu deren Rektor ernannt.

Verzeichnis ausgewählter Publikationen von Berthold Delbrück:

1863: De infinitivo Graeco. Dissertation Halle.

1867: De usu dativi in carminibus Rigvedae. Habilitation Halle.

1871: Der Gebrauch des Conjunctivs und Optativs im Sanskrit und Griechischen. Halle.

1874: Das altindische Verbum aus den Hymnen des Rgveda seinem Bau nach dargestellt. Halle.

1876: Altindische Tempuslehre. Halle.

1880: Einleitung in das Sprachstudium. Leipzig (bis 1919 sechs Auflagen).

1888: Altindische Syntax. Halle.

1893/97/1900: Vergleichende Syntax der indogermanischen Sprachen. Straßburg (3 Bände).

Nachruf v. E. Hermann: Idg. Jb. 8 1920/21 [1922], 259-266.

Bio-Bibliographie: Eduard Hermann, Berthold Delbrück. Ein Gelehrtenleben aus Deutschlands großer Zeit. Jena 1923, IV, 158 S.

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